Auf zu neuen Ufern

Erstellt am 12.04.2024

Kirchengemeinde Niederbörde setzt künftig auf Interprofessionelles Pastoralteam

Pfarrerin Elisabeth Pakull (links) und Diakonin Margit Karrie-Krause arbeiten künftig in der Kirchengemeinde Niederbörde in einem Interprofessionellen Team zusammen. Foto: Hans-Albert Limbrock

Von Hans-Albert Limbrock

Welver. In so einem Fall darf man durchaus von einer Zäsur sprechen: Es liegt gerade etwas mehr als ein Jahr zurück, dass mit Werner Vedder der erste von vier Pfarrern in der Kirchengemeinde Niederbörde in den Ruhestand verabschiedet wurde. Im Spätsommer folgte dann Andreas Herzog, der in die Polizeiseelsorge wechselte. Und in diesem Jahr scheidet noch Karl-Heinz Klapetz aus. Einzig Konrad Schrieder, der einen Stellenanteil von fünfzig Prozent in der Gemeinde hat, bleibt noch bis 2028 an Bord. Zählt man Pfarrerin Valeria Danckwerth hinzu, deren Zeit des Probedienstes im Juni endet, wird mehr als deutlich, dass die Niederbörde vor umfassenden Veränderungen steht.

Aber darin hat die Kirchengemeinde in den vergangenen Jahren – wenn auch nicht ganz freiwillig – reichlich Erfahrung sammeln können. Und so kommt es auch nicht von ungefähr, dass man mit Margit Karrie-Krause jetzt als eine der ersten Kirchengemeinden eine Gemeindepädagogin eingestellt hat, die gemeinsam mit der neuen Pfarrerin Elisabeth Pakull in einem Interprofessionellen Pastoralteam (kurz: ITP) zusammenarbeiten wird. „Das ist auch für uns Neuland. Wir müssen das sicher noch mit Leben füllen“, gesteht Friedrich Schulze zur Wiesch, Vorsitzender des Presbyteriums, ein. Und Pakull ergänzt: „Das ist die Chance, gemeinsam etwas Neues zu entwickeln. Und darauf freue ich mich.“

Pfarrerin Pakull wird dabei ohne Zweifel ihr reicher, über viele Jahre gesammelter Erfahrungsschatz zugute kommen. Immerhin war die 58-Jährige allein zwanzig Jahre in der Neheimer Gemeinde tätig. Auch bei Margit Karrie-Krause ist die Erfahrung ein wesentlicher Trumpf. Bereits vor fast dreißig Jahren ist die heute 55-Jährige als Diakonin eingesegnet worden. In den letzten Jahren hat sie im Soester Marie-Haverkamp-Haus gearbeitet, wo Mütter aus schwierigen sozialen Verhältnissen gemeinsam mit ihren Kindern betreut werden.

„Die Stelle in Welver kam wie gerufen“, antwortet sie auf die Frage, warum sie sich nun als ITP-Kraft beworben hat. Der Reiz, noch einmal Neues zu wagen, gleichzeitig aber auf Bewährtes zurückgreifen zu können, habe letzten Endes den Ausschlag gegeben: „Und da ich in Ostönnen lebe, ist mir die Niederbörde natürlich auch nicht fremd.“ Wie ihre Zusammenarbeit genau aussieht; wer welche Aufgaben schwerpunktmäßig übernimmt – das alles müsse sich noch ergeben, macht Schulze zur Wiesch noch einmal deutlich, dass man sich erst am Anfang eines neuen Weges befinde: „Aber das wird schon, da bin ich sehr zuversichtlich. Der Vorteil ist sicherlich, dass beide diesen Weg von Anfang an mitgestalten können und sich nicht ausschließlich in bereits vorhandene Strukturen einfügen müssen.“

Während Elisabeth Pakull mit ihrem Mann Udo (die vier Kinder sind erwachsen und aus dem Haus) in einer Wohnung in Welver, die gerade hergerichtet wird, einziehen wird, bleibt Margit Karrie-Krause in ihrem Heimatort Ostönnen wohnen. Am Sonntag, 9. Juni, sollen sie in ihre neuen Funktionen eingeführt werden. Knapp vier Wochen später, am 7. Juli,  wird Pfarrer Karl-Heinz dann in den Ruhestand verabschiedet.

 

 

Hintergrund

ITP: In einem Interprofessionellen Pastoralteam arbeiten verschiedene Berufsgruppen gleichberechtigt und auf Augenhöhe zusammen. Aufgaben, die bisher überwiegend von Pfarrerinnen und Pfarrern wahrgenommen wurden, werden nun von einem Team bewältigt. Dazu zählen das Feiern von Gottesdiensten, ebenso wie das Leiten von Gruppen (zum Beispiel Konfirmandenunterricht) oder die Betreuung von Projekten und vieles andere mehr. Die interprofessionelle Zusammenarbeit orientiert sich dabei nicht an der arbeitsteiligen Erledigung von Teilaspekten „nach Zuständigkeit“, sondern an einer Praxis des Miteinanders unter Austausch der jeweils eigenen professionellen Perspektiven. So ist eine breite Basis für gemeinsame Entscheidungen gegeben. Die bereits praktizierte Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen und Ehrenamtlicher bleibt im Sinne einer multiprofessionellen Vielfalt erhalten, soll weiter unterstützt und gefördert werden.