Licht am Ende des Tunnels

Erstellt am 12.04.2024

Emmausgang über Wasser hat in Sundern eine lange Tradition

Pfarrer Martin Vogt und das Gottesdienst-Vorbereitungsteam mit Sabine Lies, Nicola Trabitz, Judith Brockmman-John und Monika Baumeister wurden vom Kapitän der „MS Sorpesee“, Jörg Schmitten, entspannt über den Sorpesee geschifft. Fotos: Frank Albrecht

Von Frank Albrecht

Sundern. „Leinen los!“ hieß es jetzt für die Mitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Sundern: Pfarrer Martin Vogt hatte zusammen mit dem Gottesdienst-Vorbereitungsteam wieder einmal zum traditionellen „Emmausgang über Wasser“ eingeladen. Auf der „MS Sorpesee“ fand der Gottesdienst unter dem Motto „Licht am Ende des Tunnels“ statt und begeisterte rund 150 Teilnehmende. Während sich die Familien mit kleinen Kindern im Oberdeck die Aussichtsplätze sicherten, konnten Reisende auf dem Unterdeck die österliche Zeremonie direkt miterleben. Über ein Mikro wurden Ansprachen und Gebete in das ganze Schiff übertragen. Seit rund zwanzig Jahren wird die von Pfarrer Jochen Prunzel aus Langscheid einst ins Leben gerufene Tradition der evangelischen Kirche in Sundern bereits fortgeführt.

Es war schon eine kleine logistische Herausforderung, den Gottesdienst außerhalb der Lukas-Kirche in Sundern zu feiern. Aber aus bester Erfahrung der letzten Jahre konnte das Vorbereitungsteam der Gemeinde für alle Anwesenden einen schönen Gottesdienst gestalten. Das Einkleiden des Pfarrers fand direkt neben dem Führersitz von Kapitän Jörg Schmitten statt, und statt einer Orgel spielte Nicola Trabitz zu den Liedern an Deck. Dabei wurden die Gottesdienst-Besuchenden direkt aus dem aufgeregten Gemurmel und ohne Vorwarnung in den Dialog zweier Frauen „geworfen“: Sie sprachen über die bunten Plakate, die zum Start der Schiffsfahrt von einigen Konfirmanden durch die Decks getragen wurden und das Motto des Gottesdienstes auch bildlich darstellten.

„Nach der etwas verunsichernden Einleitung lade ich Sie jetzt aber zum Ostergruß ein, wie Sie ihn kennen“, sagte Pfarrer Martin Vogt mit einem Lächeln. Und er erläuterte zum Motto „Licht am Ende des Tunnels“, dass nicht nur Weihnachten mit Licht in der Religion verbunden sei. Was der Glaube mit dem Motto des Gottesdienstes zu tun hat, sollten die Teilnehmenden in der nächsten Stunde erfahren. Und vor dem im Wechsel mit der Gemeinde gesprochenen Psalm 118 sorgte die Gitarristin mit dem zur Melodie „Morning has broken“ von Cat Stevens gespielten Stück für einen ersten musikalischen Lichtblick, der alle in den Liedtext einstimmen ließ. Hier und da gab es noch kleine Regieanweisungen für das Unterstützungsteam, dann aber wurde der Gottesdienst „so gefeiert, wie Sie ihn kennen“, versprach Pfarrer Vogt.

Alle, die sich noch auf den Ablauf des Gottesdienstes konzentrierten, hatten kaum mitbekommen, dass das inzwischen auf Elektro-Antrieb umgerüstete Ausflugsschiff von 2005 bereits die Anlegestelle in Langscheid verlassen und seine Linie auf dem Sorpesee gefunden hatte. Bewusst langsam und zudem leise glitt der „Dampfer“ über den stillen See, der während der gesamten Fahrt die Regentropfen des Himmels kurzfristig wieder ausspuckte. Dass man trotz des Mottos wohl keinen Sonnenstrahl aus dem Himmel hervorlocken könne, hatte der Pfarrer schon zuvor vermutet. Und so blieb es draußen eher trübe, während die Worte und Lieder an Bord für das versprochene Licht bei den Menschen sorgten.

„Ostern hat eine Menge mit Licht zu tun“, sagte Martin Vogt in seiner Predigt auf dem Unterdeck. Und er erinnerte an die dazu gehörende Ostergeschichte und den Emmausgang, bei dem die Jünger auf ihrem Weg Jesus getroffen hatten und ihn zunächst nicht erkannten. „Ich kann mir meinen Glauben nicht ohne Ostern und nicht ohne Licht durch Jesus vorstellen“, erzählte Vogt Mut machend und forderte die Anwesenden auf: „Lassen Sie uns das Licht fest halten und die Liebe weitergeben!“ Und der Pfarrer empfahl allen, immer wieder das Licht am Ende des Tunnels gemeinsam zu suchen. Er verwies dazu auf die an den Tischen der MS Sorpesee ausgelegten Postkarten, auf denen jede und jeder seine Gedankten zum Thema niederschreiben konnte – entweder als Antwort auf eine der Fragen wie „Wer oder was bringt Licht in dein Leben?“ oder in einem frei gestalteten Text. „Aber bitte schreiben Sie nicht bei Ihrem Nachbarn ab“, mahnte der Pfarrer zum Scherz. Die Karten sollten an die Nachbarn weitergegeben oder zum Aufhängen in der Lukas-Kirche gesammelt werden.

Mit dem Lied „Licht der Liebe, Lebenslicht“, das Pfarrer Vogt unbedingt als Mutmacher zum Motto des Gottesdienstes verstanden sah und weiteren Gebeten, die als Hilfe für die Lösung von vielfältigen Problemen und aktuellen Krisen auf der Welt angesehen wurden, stand schließlich das „Vaterunser“ als gemeinsamer Abschluss vor dem Schluss-Segen zum Osterfest an Bord. Noch einmal wurden zum Abschied aus dem Gottesdienst die Besucherinnen und Besucher der besonderen Schifffahrt überrascht: Helfende aus dem Vorbereitungsteam verteilten am Ausgang Osterkerzen und hölzerne Kerzenleuchter, die allen – so Vogt – ein Licht am Ende des Tunnels und eine bleibende Erinnerung an den Ostergottesdienst auf dem Schiff sein sollen. Schon jetzt werden sich viele auf das neue Angebot im nächsten Jahr freuen…

 

Bei dem etwas ungewöhnlichen Beginn des traditionellen Emmausgangs der evangelischen Kirche Sundern wurden Schilder zum Motto „Licht am Ende des Tunnels“ über die Decks getragen.

Gitarre statt einer Orgel: Nicola Trabitz spielte zu den Liedern des besonderen Ostergottesdienstes auf dem Sorpesee.

Trüber Himmel und viel Regen konnten am Ostermontag Interessierte am Emmausgang auf dem Sorpeschiff nicht abhalten – an Bord wurden rund 150 Teilnehmende gezählt.