Frauenberatung braucht Unterstützung

Erstellt am 18.04.2024

Psychosoziale Beratung und weitere Hilfen für ratsuchende Frauen

Kreis Soest. „Mehr denn je ist die Frauenberatung Soest auch auf Spenden angewiesen“, stellen Lena Sauerland, Barbara Batzik und Larissa Braun fest. Sie sind die Mitarbeiterinnen der Frauenberatung Soest. Die Beratungsstelle stellt mit den Schwerpunkten Allgemeine Frauenberatungsstelle und Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt eine notwendige Ergänzung im Netz der Hilfen im Kreis Soest dar.

Die Frauenberatung Soest erhält derzeit sowohl Fördermittel des Landes als auch des Kreises Soest. Zugleich verbleibt jedoch ein erheblicher Eigenteil von 10 Prozent, der von der Trägerin, der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW), aufgebracht werden muss. „Für eine bedarfsgerechte Beratung und Begleitung schutzsuchender Frauen ist eine verbindliche Finanzierung, die dem Auftrag unseres Angebots entspricht und den tatsächlichen Bedarf refinanziert, jedoch dauerhaft unerlässlich“, verdeutlicht Lena Sauerland und Barbara Batzik ergänzt: „Nur so kann ein niedrigschwelliger Zugang für alle von Gewalt betroffene Frauen gewährleistet werden.“

Die drei Mitarbeiterinnen der Frauenberatung Soest wissen, wovon sie sprechen. Im Jahr 2023 wurden 322 Menschen beraten, von denen 247 in dem Jahr zum ersten Mal Kontakt zu der Beratungsstelle hatten. „Ziel jeder Intervention und Beratung ist die Stärkung und Ermutigung der Frauen, ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben für sich und ggf. ihre Kinder zu schaffen“, erläutert Lena Sauerland. Die Beratungsstelle leistet frauenspezifische, ganzheitliche psychosoziale Begleitung, Beratung und präventive Arbeit durch Information und Öffentlichkeitsarbeit im Netzwerk vorhandener Hilfesysteme.

Insgesamt wurden 982 Beratungsgespräche geführt. Seit Mai 2023 bietet die Frauenberatungsstelle auch Online-Beratung an. So konnten im Jahr 2023 bereits 50 Online-Beratungen stattfinden. Etwa die Hälfte der Ratsuchenden kamen aus den Städten Soest, Lippstadt, Werl und Warstein. Im Vergleich zum Vorjahr wurden die Frauen aus den ländlichen Gebieten etwas besser erreicht.

52 Prozent der Frauen sind zwischen 26 und 50 Jahren. 22 Prozent der Ratsuchenden leben mit ihren Kindern zusammen. Über die Hälfte der Ratsuchenden besitzt eine deutsche Staatsangehörigkeit ohne Zuwanderungsgeschichte. Knapp 48 Prozent der Frauen nennen Trennung, Scheidung oder Beziehungsprobleme als Beratungsanlass.

Für alle frauenrelevanten Fragen da

„Die Zahlen verdeutlichen: Die Frauenberatungsstelle steht für alle frauenrelevanten Fragen zur Verfügung“, stellt Barbara Batzik fest und Larissa Braun ergänzt: „Die Ratsuchenden finden psychosoziale Beratung und weitere Hilfen, um persönliche - auch allgemeine - Probleme zu lösen, eine Krise zu bewältigen oder Entscheidungen zu treffen.“

Die Frauenberatung Soest ist auch eine Anlaufstelle für Frauen, die von unterschiedlichen Formen von Gewalt - körperlich, psychisch, sexualisiert, digital - betroffen sind. 60 Prozent der Frauen nennen „erlebte Gewalt“ als Beratungsanlass. Bei 28 Prozent der Frauen ist das Thema sexualisierte Gewalt das Hauptthema im Beratungsprozess. Mit 30 Prozent ist auch der (Wieder-)Aufbau des Selbstwertgefühls ein wichtiger Beratungsbaustein. Weitere Themen sind Stalking, Belästigung oder Mobbing. In 11 Prozent der Fälle erleben die Ratsuchenden Stalking. 6 Prozent erleben digitale Gewalt.

Die Ratsuchenden, die im Jahr 2023 die unterschiedlichen Formen von Gewalt als Anlass der Beratung benennen, berichten, dass 94 Prozent der Gewalttaten von männlichen Einzeltätern, 3 Prozent von Täter*innengruppen und 3 Prozent von weiblichen Täterinnen verübt wurden.

Seit April 2022 ist die Frauenberatung Soest erweitert um die „Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt“. Beim Beratungsanlass „sexualisierter Gewalt“ handelt es sich bei 59 Prozent der Nennungen um Vergewaltigung bzw. sexuelle Nötigung. 10 Prozent der von sexualisierter Gewalt betroffenen Frauen erlebte sexuelle Belästigung. 33 Prozent der Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, erlebten Taten gegen ihre sexuelle Selbstbestimmung bereits in der Kindheit. Dieses Beratungsanliegen wurde in diesem Jahr häufiger als im Vorjahr vorgebracht.

Die Mitarbeiterinnen der Frauenberatung Soest führten insgesamt 982 Beratungsgespräche.

INFOBOX

Die Allgemeine Frauenberatungsstelle im Kreis Soest stellt seit dem 01. Dezember 2020 eine notwendige Ergänzung im Netz der Hilfen im Kreis Soest dar. In die Landesförderung NRW neu aufgenommen füllt sie mit ihren niedrigschwelligen und sozialraumnahen Hilfe- und Beratungsangeboten eine bestehende Lücke. Neben der „Allgemeinen Frauenberatungsstelle im Kreis Soest“, gibt es seit April 2022 die Förderung des Landes und des Kreises für eine „Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt“. Die Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt ist Anlaufstelle für Fragen und Anliegen rund um das Thema sexualisierte Gewalt. Die Frauenberatung Soest ist in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. Weiteres unter www.frauenberatung-soest.de