Bereicherung Grünsandsteinmuseum

Erstellt am 25.01.2024

Glockenseilstück und Eichennagel des Freiburger Münsters an Alt-Dombaumeister Prigl übergeben

Karin Hunke aus Bad Sassendorf übergab Alt-Dombaumeister Jürgen Prigl für das Grünsandsteinmuseum jetzt ein Stück Glockenseil und einen eichenen Baunagel vom Freiburger Münster, beide Mitte des 13. Jahrhunderts. Foto: Karin Fischer

Von Klaus Fischer

Soest. Das Soester Grünsandsteinmuseum an der Dombauhütte der Wiesenkirche ist um zwei uralte, historisch interessante Ausstellungsstücke reicher. Demnächst werden sie im Dachgeschoss des Museums zu sehen sein, ein Glockenseilabschnitt sowie ein eichener Holznagel aus dem Freiburger Münster, beide datiert etwa in der Mitte des 13. Jahrhundert. Aber genauso interessant wie die beiden Exponate ist die Geschichte, wie sie den Weg nach Soest gefunden haben. Alt-Dombaumeister Jürgen Prigl hat die beiden Teile jetzt von der Sassendorferin Karin Hunke überreicht bekommen.

Karin Hunke  verbrachte ihre Kindheit im Osttiroler Lienz und lebte als Jugendliche in Tittisee im Schwarzwald. Die junge Frau absolvierte in Freiburg eine Ausbildung in Krankengymnastik und gründete schließlich dort im Schatten des berühmten Münsters eine Praxis. Zu ihren Patienten gehörten  etliche Personen, die mit dieser Kirche zu tun hatten, so  auch der letzten Turmbläser. Als sich die Therapeutin nach 20 Jahren verabschiedete, um in Baden Baden in einer Klinik anzufangen, überreichte ihr der dankbare Turmbläser zwei Devotionalien vom Freiburger Münster, ein etwa 40 Zentimeter langes Stück vom ersten Glockenseil der Hosanna-Glocke sowie einen großen Eichennagel aus dem Gebälk der gotischen Kathedrale.

Die Hosanna ist die älteste Glocke im Freiburger Geläut, wurde 1258 gegossen und wiegt etwa 3,3 Tonnen – eine der größten Glocken aus dieser Zeit. Sie gilt als die „Stimme Freiburgs“ und ist weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt für ihren besonderen Klang.

Irgendwann war das uralte Seil gerissen und musste ersetzt werden. Der Turmbläser konnte ein Stück davon retten sowie einen Eichennagel, der vermutlich im Glockenstuhl saß und bei Sanierungsarbeiten abgefallen war. Beide Stücke stammen aus der Entstehungszeit der Hosanna.

Karin Hunke hat diese beiden Teile immer gut aufbewahrt, nach Baden Baden mitgenommen, später nach Bad Sassendorf, als sie  ihrer Schwester folgte, die es ins Westfälische nach Soest verschlagen hatte.  Seit 15 Jahren wohnt  Karin Hunke im Kurort.

Eines Tages stieß sie auf den Namen Jürgen Prigl. Da fiel ihr ein, dass sie diesen Namen schon in der Freiburger Dombauhütten kennen gelernt hatte. Als sie jetzt ihre Sachen ordnete, kam ihr die Idee, die beiden Freiburger Exponaten an Jürgen Prigl zu übergeben, weil der offensichtlich einen Bezug zu Freiburg hat. In der Tat hat Prigl, der in  Baden-Württemberg gebürtig ist,  eine Zeit lang in der Freiburger Dombauhütte gearbeitet, ehe er nach Soest kam, wo er als Bauhütten- und schließlich Dombaumeister sein Lebenswerk mit der Sanierung der beiden Türme der Wiesenkirche schuf.

Es gibt aber noch eine weitere Verbindung zwischen Soest und Freiburg. Das Freiburger Münster wurde um 1200 anstelle eines Vorgängerbaus gegründet und ab 1230 im neuen gotischen Stil weiter gebaut. Auch der Turm entstand bereits in dieser Zeit und wurde 1330 vollendet, war damals für kurze Zeit der höchste Kirchturm und der erste mit einem Maßwerkhelm. Gemeint ist damit das offene Mauerwerk. In Deutschland ist er der einzig original gotische Maßwerkhelm und wurde Vorbild für viele neogotische Kirchtürme in Deutschland, so auch für die der Wiesenkirche, die allesamt im 19. Jahrhundert  gebaut wurden.

Nach jahrelangen Diskussionen um die Helme für die Wiesenkirche war 1864 der zuständige Arnsberger Bauinspektor  Friedrich Wilhelm Buchholtz auf Geheiß des preussischen Oberbaurats Wilhelm von Salzenberg zu Studienzwecken nach Freiburg gereist für die Gestaltung der Helme der Wiesenkirche nach dem Vorbild des Münsters. 1874 und 1875 waren schließlich beide Türme fertig.

Prigl will demnächst im Grünsandsteinmuseum eine „Freiburger Ecke“ einrichten. Dort soll neben den beiden neuen Exponaten auch ein Aufriss des Westwerks des Freiburger Münsters gezeigt werden.