Denkwürdig und auch merkwürdig - Pfarrer i.R. Dr. Hans-Georg Gaffron feiert 50 Jahre Doktorjubiläum.

Erstellt am 08.03.2019

Soest. Er selbst formuliert den Zwiespalt, in dem er sich befindet: „Es ist ein denkwürdiger, aber auch ein merkwürdiger Tag.“ Vor genau 50 Jahren ist Pfarrer im Ruhestand Hans-Georg Gaffron im Dekanat der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn  die Doktorwürde verliehen worden. Soll man so etwas feiern? Und wenn ja, mit wem und wo?

Dass Dr. Gaffron sich entschieden hat, seine Promotion zumindest so ein klein wenig zu feiern, hängt auch damit zusammen, dass er seine Goldene Ordination und auch seinen 80. Geburtstag im vergangenen Jahr aus gesundheitlichen Gründen nur eher auf Sparflamme begehen konnte. Also bietet „Doktor theologiae“ die Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen.

Und dazu hat er sich mit Gleichgesinnten umgeben, mit Menschen, die sein Faible für Theologie und Geschichte teilen. Da wundert es nicht, dass die Mehrzahl der knapp zwanzig Gäste ebenfalls einen Doktortitel mit sich führt. Den passenden räumlichen Rahmen liefert das Stadtarchiv mit seinem Lesesaal. „Ich bin dankbar“, sagt Dr. Gaffron, „dass wir uns an jenem Ort unserer Stadt zusammenfinden können, der am ehesten die aura academica widerspiegelt. In diesem Gemäuer mit den vielen Büchern fühle ich mich wohl. “

In  launigen Worten blickt Gaffron zur Begrüßung zurück; erinnert sich daran, dass er eigentlich gar nicht vorhatte, wissenschaftlich zu arbeiten, „Das ist dann so über mich gekommen.“ Über vierhundert Seiten ist seine Doktorarbeit stark. Titel: „Studien zum koptischen Philippusevangelium unter besonderer Berücksichtigung der Sakramente.“ Note: Magna cum laude – also sehr gut.

Das hat ihm 1969 nicht nur den Doktortitel eingebracht, sondern auch noch einen Preis der „Gesellschaft von Freunden und Förderern der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn“. Immerhin war der damals mit 2000 Mark dotiert. „Eine solche Summe hatte ich vorher nie auf dem Konto“, schmunzelt Gaffron und ergänzt: „Das Geld konnten wir gut gebrauchen. Schließlich hatte ich gerade mit meiner Ehefrau Gerda  eine Familie gegründet; das erste Kind war unterwegs.“

Ein paar Jahre später wird Soest zur neuen Heimat der Familie Gaffron. „Fast die Hälfte unseres Lebens haben wir nun hier verbracht“, resümiert er. Mit Professor Dr. Rolf Wischnath, der inzwischen in Gütersloh lebt,  ist auch ein langjähriger Weggefährte zur Feierstunde gekommen. Gemeinsam waren sie Religionslehrer am Archi-Gymnasium. Beide waren geprägt vom Geist der 68er. Freimütig räumt Wischnath ein: „Mit uns hat man es nicht immer leicht gehabt; wir waren oft unbequem.“

Die weiteste Anreise hat Dr. Kai Dose auf sich genommen, der aus Bad Kreuznach gekommen ist. Gemeinsam haben sie in Bonn studiert. Ein altes Foto, das der Pfarrer mitgebracht hat, zeigt ihn mit Dr. Gaffron im Gespräch. Der Jubilar bestaunt es und schmunzelt. „Wo sind nur diese 50 Jahre geblieben“, scheint er in dem Moment zu denken. (Lim)

Vor fünfzig Jahren ist Dr. Hans-Georg Gaffron in Bonn die Doktorwürde verliehen worden. Ein Tag, auch um innezuhalten und zurückzublicken. Bilder: Limbrock

Dr. Kai Dose war aus Bad Kreuznach angereist und zeigte alte Fotos aus Studentenzeiten.