Martinibruderschaft - Dieser Verein macht die Stadt Medebach einzigartig

Erstellt am 22.03.2019

Von Kerstin Neumann-Schnurbus

Die aktuelle Bruderschaft mit schwarzen Mänteln für Bestattungen und festlichen roten Mänteln für Prozessionen. Foto: Kerstin Neumann-Schnurbus

Medebach. Eine besonders interessante Gruppierung in der Stadt, die es seit 382 Jahren gibt, ist die im Bistum Paderborn einmalige Martini Bruderschaft. Sie sorgt dafür, dass in Medebach jeder Tote, gleich welcher Konfession oder konfessionslos, einen würdevollen Abschied bekommt.

Seit Mitte der Achtziger Jahre übernimmt die Bruderschaft auch die Bestattungen auf dem evangelischen Friedhof. Bis dahin hatten sich die Friedhofswärter, zuletzt Paul Meier, der dieses Amt von 1962 bis 1987 bekleidete, um die Bestattungen gekümmert.

Und so sieht man seither bei jeder Beerdigung in Medebach sechs Männer mit schwarzen Hüten und langen schwarzen Umhängen mit kleinem Kragen, die den Sarg zum Grab geleiten.

Mittlerweile leisten sie auch schon mal Amtshilfe in Nachbarorten. Dieses Einspringen, als diakonische Aufgabe, betrifft vor allem Menschen, die zugezogen waren und keine dörflichen Beziehungen oder verantwortlichen Angehörige hatten oder im Zwist mit anderen lebten. Insgesamt begleiten die Martinibrüder im Schnitt etwas eine Bestattung wöchentlich.

Entstanden ist die Bruderschaft zu Zeiten der Pest im dreißigjährigen Krieg, um den Menschen ein christliches Begräbnis zu ermöglichen. Später übernahmen die Martini-Brüder die Bestattung aller Toten, die an einer gefährlichen Krankheit gestorben waren und im Laufe der Jahrhunderte bis heute das Bestatten aller Verstorbenen.

Von anderen Aufgaben und Regeln der Bruderschaft, wie Gottesdienstbesuchen, den Armenspeisungen, der traditionellen Kleidung und dem Grundsatz nach der Beerdigung keine Einladung zum Kaffeetrinken anzunehmen erzählen die 25 Bruderschaftsstatuten.

Zu den ehrenamtlichen Aufgaben der Bruderschaft gehört, den Himmel bei den Medebacher Prozessionen zu tragen, wobei die Brüder dann in festliche rote Mäntel gekleidet sind. Heute besteht die Bruderschaft aus 20 Mitgliedern, von denen 16 als Sargträger zur Verfügung stehen. Sie ist das Garant für das Weiterleben einer alten Tradition: Tote zu beerdigen, den christlichen Glauben zu leben, Nächstenliebe zu üben und die Gemeinschaft zu pflegen.

Der älteste Martinibruder, schließlich bekleidet man das Amt lebenslang, ist der 84-jährige Willi Klüppel, er gehört schon ein halbes Jahrhundert zur Bruderschaft und der jüngste heißt Marko Müller und ist 45 Jahre alt.

In den vergangenen Jahrhunderten haben die Mitglieder schon viele Kuriositäten erlebt. Hierzu zählen zu klein ausgehobene Gräber, weil es mittlerweile auch größere Särge gibt oder ungewolltes Handyklingeln am Grab. Oft sind die engen Zugangswege zu den Gräbern ein schwieriges Hindernis und im Winter zugeschneite Marmorplatten, wegen der Rutschgefahr oder der Möglichkeit zu brechen, echte Gefahrenquellen. Trotz dieser Widrigkeiten bekleiden alle Brüder mit Herzblut ihr segensreiches Ehrenamt und genießen auch gemeinsame Aktivitäten, bei denen die Amtstracht natürlich im Schrank bleibt.