„Wir schauen hin“ - Superintendent Dieter Tometten erlebt viele wichtige Signale auf dem Kirchentag

Erstellt am 26.06.2019

Soest/Arnsberg. Fünf Tage lang wurde gebetet, gesungen, gestritten, diskutiert, gefeiert. Mitten unter den über 120.000 Besucherinnen und Besuchern des Evangelischen Kirchentages in Dortmund auch einige Hundert aus dem Kirchenkreis Soest-Arnsberg – und natürlich auch Superintendent Dieter Tometten. Der war alle fünf Tage in Dortmund und sprach mit Hans-Albert Limbrock, Öffentlichkeitsreferent im Kirchenkreis, über seine ganz persönliche Wahrnehmung des Kirchentages.

 

Welche Impulse und Signale gehen aus Ihrer Sicht von diesem Kirchentag aus?

Für mich gab es eine ganz wichtige Grundbotschaft mit zwei ganz wesentlichen Aussagen: Wir schauen hin und wollen was tun. Das bezieht sich auf ganz verschiedene Diskussionen, die unsere Gesellschaft zurzeit bewegen.

Zum Beispiel?

Die Diskussion um die Flüchtlinge etwa. Der Satz, den Sandra Bils in ihrer Predigt im Westfalenstadion gesprochen hat „Man lässt keinen Menschen ertrinken“, sagt in dieser Beziehung eigentlich schon alles. Oder die Klimadebatte,  das Thema Digitalisierung und schließlich die Erkenntnis, dass Frömmigkeit nicht im Widerspruch zu politischem Engagement steht – das alles zeigt, dass die Evangelische Kirche eine Organisation ist, die sich einbringt; die sich einbringen muss und auf die man hört, weil sie etwas zu sagen hat.

Was können die Kirchengemeinden vom Kirchentag lernen, was können sie für ihre tägliche Arbeit mitnehmen?

Ich glaube, sehr viel. In den Gemeinden gibt es ein enormes Potenzial an Menschen, die sich einbringen, die etwas tun, die verändern wollen. Das ist großartig. Diese Menschen dürften mit vielen Ideen und einer großen Packung von Erlebtem aus Dortmund zurückgekehrt sein.

Beim Abend der Begegnung war der Kirchenkreis vielköpfig und vielfältig mit  annähernd zwanzig Ständen vertreten. Wie hat Ihnen das gefallen?

Das war richtig klasse. Ich bin hochzufrieden mit dem, was wir dort eingebracht haben. Das war alles sehr kreativ und hatte ein tolles Profil. Die Resonanz vom Publikum hat gezeigt, dass die Angebote aus dem Kirchenkreis da sehr gut angenommen wurden. Die Stimmung dort war einfach super.

Die Gottesdienste hatten oft Eventcharakter. Kann man Menschen grundsätzlich nur noch mit dem Besonderen in die Gotteshäuser locken?

Ich glaube, dass man das so nicht sagen kann. Damit macht man es sich zu einfach. Es hat auch viele kleinere Gottesdienste gegeben, die fern von jedem Eventcharakter waren. Entscheidend ist, dass in einem Gottesdienst die einzigartige Gelegenheit besteht, die Gegenwart von Gott und Gemeinde zu spüren. Dazu braucht es nicht das große Event, auch wenn das hin und wieder ganz schön ist.

Auch die Jugendkirche Soest hat einen Gottesdienst vorbereitet und in einem vollen Zelt gefeiert. Ist die Jugendkirche so etwas wie die Zukunft der Kirche?

Es ist wunderbar, wie gut unsere Jugendkirchen – aber auch die anderen Jugendkirchen – ankommen und angenommen werden. Da sind sehr viele Ideen, Kreativität, Mut, andere Wege zu gehen, und sehr viel Elan unterwegs. Keine Frage, das macht Hoffnung für die Zukunft.

Es war dies ihr letzter Kirchentag als Superintendent. Gab es da Momente, in denen eine gewisse Wehmut aufkam?

Nein, eigentlich nicht. Ich fand es einfach schön, wie vielfältig die Inhalte waren, die dort präsentiert wurden. Da ist mir wieder deutlich geworden, dass wir die vielen Strukturgeschichten, die sich bei uns durch den Vereinigungsprozess ergeben haben, ganz schnell abschließen müssen, damit auch wir uns wieder inhaltlichen Fragen widmen können.