So bunt ist die Johannesgemeinde - Multi-Kulti-Stadtteilfest im Soester Süden vereint Menschen aus fast sechzig Nationen

Erstellt am 20.07.2019

Von Thomas Brüggestraße

Soest. Day by day I walk a little closer with my Lord. Day by day, day by day…“ Einer: „Where he leads me“ – alle: „I will follow…“ – einer: „Where he wants me“ – alle: „I will go…“. Der Rhythmus reißt alle mit, sie klatschen, sie strahlen, sie singen begeistert mit. Johannes-Pfarrer Stefan Weyer strahlt zufrieden: Sein Aufwärmprogramm kommt an – und vor der Bühne sitzen die Nationen und auch die Bekenntnisse bunt durcheinander. Gleich ist die Hip-Hop-Gruppe aus dem Awo-Bewohnerzentrum dran.

Mitten im Soester Süden sind wir, auf der Wiese am Britischen Weg, in der „englischen Siedlung“. Es ist wieder Stadtteilfest, das 13. inzwischen, und es ist bunt, wie es bunter kaum sein könnte: Fast 60 Nationen wohnen hier.

„Alles Einzugsgebiet der Johannesgemeinde“, erzählt Stefan Weyer zwischen zwei Moderationen. „Lammfromm“ steht’s in weißen Buchstaben auf seinem schwarzen T-Shirt. Auch wenn nicht jeder das Wortspiel versteht: Allein schon die locker-ungezwungene Art kommt an, und in diesem bunten Gewusel ist der Pfarrer eher beliebter Bespaßer, Sozialarbeiter und Kümmerer.

„Missioniert wird hier nicht“, sagt Weyer. Er ist einer der Mitbegründer des Stadtteilfests und rühriger Motor der Multikulti-Zusammenarbeit in einem auch aus seiner Sicht zu Unrecht verschrieenen Viertel.

„Einfach ist es nicht hier. Aber: Hier lässt es sich leben, und man kommt miteinander aus, wenn man aufeinander zugeht, einfach mal zuhört“, das sagt auch Brigitte Semi – vom Stadtteilbüro. Auch sie engagiert sich seit zig Jahren für den Süden. „Religion?“ fragt sie breit grinsend? „Völlig egal – hier gibt’s auch Schweinewurst“, zeigt sie auf einen Grillstand. „Und dahinten gibt’s indisch, da vorne russisch – da fragen wir nicht nach Religion. Soll jeder so glücklich werden, wie er möchte…“

Knackeheiß ist es beim Stadtteilfest. „Was wir echt hier gebrauchen können“, sagt Semi, „das ist ein großer Wasserspielplatz. Die Leute prötteln herum mit kleinen Plastikbassins – den Besuch in so einer Spaßbadewanne wie dem Aquafun, das kann sich ja hier längst nicht jeder leisten. Wir alle könnten den Menschen hier mit einem Wasserspielplatz richtig helfen – wir waren doch alle mal jung und haben uns gefreut, wenn wir herumspritzen und nach Herzenslust plantschen konnten.“ Dem Ziel, dass sich alle hier verstehen und tolerieren, weil sie schlicht und einfach zusammen Spaß haben und tolle Stunden erleben, täte das nützen, findet Semi.

Stefan Weyer hätte das vermutlich genauso gesehen, aber er war schon wieder mit der nächsten Anmoderation beschäftigt: Auf der Bühne war den ganzen Nachmittag viel Programm. Drumherum hatten zig Vereine, Institutionen und Initiativen ihre Stände aufgebaut. Es gab zu essen und zu trinken, alle konnten malen und basteln, kickern, den Trampolin-Turm oder Geschicklichkeitsspiele ausprobieren. Das kam an, und das war auch das Hauptanliegen: Dass die Leute hier Spaß hatten, auch die Besucher, die aus der Nachbarschaft oder aus den anderen Soester Ecken hier vorbeischauten. Alle sollten ein gutes Gefühl mit nach Hause nehmen, dass bunt besser ist als jedes Vorurteil.